Danielle Bridel: Juristin, engagierte Frau.

22. Dezember 1920 – 13. April 2004.

 

Aufgenommen am 10. Juli 1997 in Prilly.

http://www.plansfixes.ch/films/danielle-bridel/

 

> Im Berner Postkreis 3008 (Monbijou) gibt es eine Bridelstrasse. Sie erinnert aber nicht an Danielle, sondern an Gustave (1827–1884). Er war als Ingenieur verantwortlich für das Zustandekommen der ersten Juragewässerkorrektion, den Bau der bernischen Jurabahnen und der Gotthardbahn. – Danielle (1920–2004) ihrerseits war Chefin des eidgenössischen Krankenversiche­rungswesens, und sie vertrat als Mitglied der NGOs bis in ihr letztes Lebensjahr Frauenrechtsfragen an der UNO. <

 

Der Film, den die „Plans Fixes“ mit der 76-jährigen aufnehmen, zeigt eine beherrschte, loyale Frau. Die Beherrschung verrät sich durch ihre Gebärdensprache. Während der ganzen Befragung ruhen Danielle Bridels Hände reglos auf dem Tisch. Sie geben nichts preis.

 

Unfassbar bleibt auch die Person, die spricht. Sie bleibt verborgen hinter einem Dauerlächeln, das die Lippen, nicht immer ganz überzeugend, formen. Und sie bleibt verborgen hinter der Loyalität, mit der sie in der Interview-Situation mitspielt.

 

Danielle Bridel hat eben schon als Kind gelernt, sich in ein grösseres Ganzes einzufügen. Mit den Eltern und dem Bruder Claude (er brachte es als Theologe zum Rektor der Universität Lausanne), lebte sie im Haus der Grossmutter. Im Parterre wohnte eine ledige Tante. Der Vater, Chefredaktor der „Gazette de Lausanne“, arbeitete sonntags und nachts. Tagsüber musste die Familie auf den Schlaf des Vaters Rücksicht nehmen. Vielleicht liegt hier der Grund, warum Danielle als Kind nie gespielt hat, nicht einmal mit Puppen. Loyalität, Vernunft und Anstand waren von Anfang an die Richtgrössen ihres Lebens.

 

An der École Vinet, einer traditionsreichen Lausanner Privatschule (gegründet 1839), erwarb sie ihre Arbeitsmethode. Dafür drückt sie im Film den Lehrern ihre Dankbarkeit aus.

 

Bevor sie ans Gymnasium übertrat, kam sie für ein Jahr nach Paris. Dort versahen Onkel und Tante ein protestantisches Pfarramt. Von ihnen lernte sie, dass man die Talente, die einem verliehen worden sind, in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen habe.

 

Mit diesen „Grundeinstellungen“ trat Danielle Bridel ins Erwachsenenleben ein, und bis zu ihrem Tod blieb sie der „Dienstauffassung“ treu, loyal mit anderen zusammen der guten Sache zu dienen.

 

Auf der französischen Seite zählt Wikipedia die Fakten auf, unterschlägt aber, da nicht kompatibel mit dem pazifistischen Feminismus, Danielle Bridels dreissigjährige Zugehörigkeit zum Frauenhilfsdienst (FHD) der Schweizer Armee, wo sie zuletzt den Rang eines Dienstchefs bekleidete.

 

Über die lexikalischen Fakten hinaus bringt der Film wenig. Er dokumentiert einfach, wie Danielle Bridel war: loyal und beherrscht. Ihr Kopf jedoch wird während der ganzen Aufnahme von einem leichten Zittern bewegt. Um Gottes willen, denkt man, was drückt das aus? Der Film versagt die Antwort. Er bleibt diplomatisch und zurückhaltend bis zum Schluss, wie die Porträtierte.

 

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