Cornelio Sommaruga: Im Dienst der humanitären Diplomatie.

29. Dezember 1932 –

 

Aufgenommen am 18. März 2011 in Genf.

Cornelio Sommaruga – Association Films Plans-Fixes (plansfixes.ch)

 

> An Cornelio Sommaruga kann man ablesen, wie wenig es braucht, um mit 25 Dr. iur. der Universität Zürich zu werden, mit 28 Attaché in Den Haag, daraufhin Botschaftssekretär in Bonn, mit 41 stellvertretender Generalsekretär der EFTA in Genf, mit 52 Staatssekretär mit ministeriellem Rang im Bundesamt für Aussenwirtschaft in Bern, mit 55 Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf, mit 68 Präsident des Internationalen Zentrums für humanitäre Minenräumung in Genf sowie Präsident der Karl-Popper-Stiftung in Zug, mit 70 Präsident der International Association of Initiatives of Change in Caux … und unterwegs ganz beiläufig noch ein halbes Dutzend Ehrendoktorhüte einzusammeln. Es braucht nur bei denen, die einen Posten oder Titel zu vergeben haben, die Überzeugung: „Der kann’s.“ <

 

Die 360 Persönlichkeiten, die die „Plans Fixes“ bis zur Stunde gefilmt haben, bestehen – im Unterschied zum Lexikon – nur aus zwei Sorten von Menschen: (a) solchen, die etwas schaffen, und (b) solchen, die etwas Kaputtes wieder in Ordnung bringen – also (a) den Schöpfern und (b) den Helfern. In der Filmsammlung fehlen (c) die Profiteure, (d) die Verbrecher und (e) die Zerstörer, welche miteinander von (c) bis (e) die Welt ebenso stark modeln wie die Menschen der Sorte (a), dazu aber auch Menschen der Sorte (b) hervorrufen. Gemeinsam jedoch ist allen Sorten: Gäbe es sie nicht, hätten wir ein anderes Leben.

 

Zu welcher Sorte Cornelio Sommaruga gehört, zeigt sein Lebenslauf. Und dass der Weg selbstgewählt war, zeigt die Devise. Formuliert hat sie Cornelio Sommaruga – wie alle erfolgreichen Menschen – in den Jünglingstagen.

 

Vom Mittelalter an kamen Devisen auf Wappen, Porträts, Siegelringe, Fassaden und, in Wien, aufs äussere Burgtor:

 

– Der Landsknechtsführer Georg von Frundsberg (1473–1528), der sich unter Kaiser Maximilian I. in die Militärgeschichte eingeschrieben hat, formulierte als Wahlspruch: „Viel Feind, viel Ehr!“ (Heute ein geflügeltes Wort.)

 

– Herzog August d. J. (1579–1666), Gründer der weltberühmten Wolfenbütteler Bibliothek, mit damals 134 000 Schriften die zweit­grösste Bibliothek neben der des Vatikans, später betreut von Bibliothekaren wie Gottfried Wilhelm Leibniz (23 Jahre) und Gotthold Ephraim Lessing (11 Jahre bis zu seinem Tod) – Herzog August also hatte die Devise: „Alles mit Bedacht!“, das heisst: Alles mit Überlegung und Verstand.

 

– Über den Säulen, die den Eingang zur Alten Oper Frankfurt markieren, steht in Goldbuchstaben: „DEM SCHÖNEN, WAHREN, GUTEN“.

 

– Und das äussere Burgtor trägt zur Wiener Ringstrasse hin die Inschrift: „IVSTITIA. REGNORVM. FVNDAMENTVM.“ („Die Gerechtigkeit ist das Fundament der Herrschenden.“ Wahlspruch von Kaiser Franz I.)

 

– Cornelio Sommaruga schliesslich nahm sich in einer Stunde der Einkehr – er besuchte als Pfadfinder ein Benediktinerkloster – fürs Erwachsenenleben vor: „Dienen. Menschenwürde. Familie.“

 

Wie der Rückblick auf seine Karriere bei der Aufnahme für die „Plans Fixes“ zeigt, hat er sich an diese Devise gehalten. Mit 78 Jahren braucht Cornelio Sommaruga vor dem 15-jährigen, der er war, nicht zu erröten.

 

Hinter vielen, vielleicht den meisten, Lebensläufen steht ein Entwurf, eine Devise, ein Skript. Der Vater der Transaktionsanalyse Eric Berne erklärt:

 

Skripts sind so angelegt, dass sie ein Leben lang halten. Sie beruhen auf Entscheidungen in der Kindheit und auf elterlicher Programmierung, die ständig verstärkt werden. Eltern wollen, dass ihre Kinder entweder Gewinner oder Verlierer sind. Sie wollen, dass sie in der Rolle, die sie für sie gewählt haben, „glücklich“ sind, aber sie wollen nicht, dass sie sich verändern. Eine Mutter, die eine Verliererin erzieht, akzeptiert allenfalls, dass ihre Tochter eine glückliche Verliererin ist, lehnt aber alle Versuche des Mädchens ab, eine Gewinnerin zu werden. („Für wen hältst du dich?“) Ein Vater, der einen Gewinner erzieht, möchte, dass sein Sohn glücklich ist, sieht ihn aber oft lieber unglücklich, als ihn als Verlierer zu akzeptieren. („Wie kannst du uns das antun? Wir haben dir von allem das Beste mitgegeben.“)

 

Als erstes muss entschieden werden, ob das Drehbuch ein Gewinner- oder ein Verliererdrehbuch ist. Das lässt sich oft sehr schnell herausfinden, wenn man der Person beim Reden zuhört. Ein Gewinner sagt Dinge wie: „Ich habe einen Fehler gemacht, aber es wird nicht wieder vorkommen“ oder „Jetzt weiss ich, wie man es richtig macht“. Ein Verlierer sagt: „Wenn ich nur...“, „Hätte ich...“ und „Ja, aber...“. Daneben gibt es auch Beinahe-Verlierer und Nicht-Gewinner, von denen das Drehbuch verlangt, dass sie sehr hart arbeiten, nicht um zu gewinnen, sondern nur, um sich oben zu halten. Das sind die „Wenigstens“-Leute, Menschen, die sagen: „Na ja, wenigstens hat das herausgeschaut...“ oder „Wenigstens bin ich nicht durchgefallen“. Nicht-Gewinner sind ausgezeichnete Beamte, Mitarbeiter und Diener, da sie loyal, fleissig und dankbar sind und nicht dazu neigen, Ärger zu machen. In der Gesellschaft sind sie angenehme Menschen und im Ganzen liebens­wert. Gewinner machen dem Rest der Welt nur indirekt Ärger, wenn sie sich untereinander streiten und unschuldige Zuschauer miteinbeziehen, manchmal zu Millionen. Verlierer fügen sich selbst und anderen den grössten Kummer zu.

 

Vor diesem Hintergrund ist klar, in welche Kategorie Cornelio Sommaruga gehört:

 

Der Gewinner wird als eine Person definiert, die ihren Vertrag mit der Welt und mit sich selbst erfüllt. Das heisst, sie nimmt sich etwas vor, spricht aus, dass sie es tun will, und tut es auf Dauer auch.

 

Wer so programmiert ist, schafft es in die „Plans Fixes“; entweder als Schöpfer oder als Helfer. Mit der Devise „Dienen. Menschenwürde. Familie.“ bringt es Cornelio Sommaruga am Ende seiner Karriere unter die eindrücklichen Persönlichkeiten der Sorte (b).

 

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