21. Februar 1922 – 12. November 2012.
Aufgenommen am 25. September 2000 in Romont.
Yoki – Association Films Plans-Fixes
> Es war eine Hausgeburt. Die Mutter brachte den Jungen allein zur Welt. Der Arzt kam erst am Abend vorbei, um sich zu vergewissern, dass alles gut gelaufen sei. Er nahm den Säugling in die Hand und sagte zu ihm: „Du bisch e Joggi!“ (Joggi, der berndeutsche Rufname von Jakob, bezeichnet einen gutmütigen, aber etwas beschränkten Menschen.) Die Umstehenden lachten auf. Sie verstanden keinen Dialekt. Aber das Wort gefiel ihnen so, dass sie es aufschrieben, und Yoki blieb am neuen Erdenbürger kleben. Als Erwachsener legte Emile Aebischer den amtlichen Namen ab und brachte sich unter Yoki ins historische Lexikon der Schweiz, in die deutschsprachige Wikipedia, in die Baudenkmäler von Deutschland, Frankreich und England und in die Kunstgeschichte. <
Yokis Vater betrieb im alten Welschfreiburger Städtchen Romont von 2500 Einwohnern eine Sattler- und Tapeziererwerkstatt. Der Handwerker war aus dem Deutschfreiburger Dorf Heitenried eingewandert, hatte den Dialekt abgelegt und die französischsprachige Clotilde Gauthier geheiratet. Das Paar brachte fünf Kinder zur Welt: zwei Mädchen, Yoki, und nochmals zwei Mädchen. Nur noch im Beichtstuhl sprach Emile Aebischer deutsch, sonst nirgends.
Unter den Herzögen von Savoyen hatte das ursprünglich burgundische Romont das Marktrecht erhalten. Als Yoki dort in den 1920er und 1930er Jahren aufwuchs, war er umgeben von Freundschaft und Geselligkeit. Innerhalb der Ringmauer auf dem Sporn über der Glâne befanden sich 25 Schenken, Tavernen, Cafés und Wirtshäuser. Bei den Arbeitern, Handwerkern, Bürgern, Bauern, Marktfahrern und Künstlern war es Brauch, sich punkt zwölf Uhr zu einem Gläschen Weisswein zusammenzufinden, bevor sie zum Mittagessen aufbrachen.
Das Zentrum der Künstler bildete der Architekt Fernand Dumas mit seinen Aufträgen. Der Volksmund sagte, der rührige Mann bringe jedes Jahr ein Kind oder eine Kirche hervor, in guten Jahren auch beides. Dumas lud Yoki ihn ein, in seinem Büro eine Bauzeichnerlehre aufzunehmen. Der 17-Jährige war ihm durch die Dekoration ins Auge gefallen, die er für ein Turnfest gemalt hatte.
Zuvor hatte der Bursche zwei Jahre in der örtlichen Glasfabrik Electroverre gearbeitet. Und nochmals zuvor, im Alter zwischen 12 und 15 Jahren, in Bern das Handwerk von Bäcker-Konditor gelernt. Die Erwerbsarbeit war nötig geworden, weil der Vater an Multipler Sklerose erkrankt war. Als er nun die Tätigkeit reduzieren musste, überliess er dem Sohn die Hälfte seiner Werkstatt als Malatelier. Das war eine Anerkennung.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs war Yoki 23 Jahre alt.
1946-1947 Schüler an der Akademie André Lhote in Paris. Enge Kontakte mit Germaine Richier, Maurice Barraud und Gino Severini. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg beteiligte sich Yoki 1950-1961 als Architekt, Dekorateur, Landschafts- und Glasmaler am denkmalpflegerischen Wiederaufbau in Deutschland, Grossbritannien und Frankreich. Mit Glasentwürfen für die Kirche Christ-Roi in Freiburg (1972) trug er zur Erneuerung der schweizerischen Sakralkunst bei. 1981 gründete er das Musée suisse du vitrail et des arts du verre in Romont mit.
(Historisches Lexikon der Schweiz.)
Mit 29 Jahren lief Yoki bei Restaurationsarbeiten in England der irischen Schauspielerin Joan O'Boyle in die Arme. Noch ohne Romont und Yokis Eltern kennengelernt zu haben, heiratete sie ihn und folgte ihm in die Schweiz. Dem Paar entspross > Patrick Aebischer, der spätere Präsident der ETH Lausanne. Er setzte sich dafür ein, dass ein Anteil von zehn Prozent allgemeinbildender Inhalte zum Ingenieurstudium gehöre, auch wenn der Führer erklärt hatte:
Die Allgemeinbildung ist das zersetzendste und auflösendste Gift, das der Liberalismus zu seiner eigenen Zerstörung erfunden hat. Wir selber aber werden uns freimachen von allen humanen und wissenschaftlichen Vorurteilen.
(Hermann Rauschning: Gespräche mit Hitler.)
Yoki, der Mal- und Glaskünstler, stand für einen anderen Geist:
Yokis Malerei ruft den Betrachter zu mehr Innerlichkeit auf, ohne ihn von der sinnlichen Welt abzubringen, denn das Werk hat unabhängig vom Thema etwas tief Religiöses, aber nicht Asketisches an sich. Es zeigt, was ist, in seinem höchsten Licht, und steigert die Intensität durch Zurückhaltung, so dass das Werk zu einer Feier der Schöpfung wird.
(Jean Roudaut, Schriftsteller und Literaturprofessor an der Universität Freiburg i. Ü. )