Blanche Merz: Eine Pionierin.

13. August 1919 – 1. Januar 2002.

 

Aufgenommen am 30 August 2000 in Chardonne.

Blanche Merz – Association Films Plans-Fixes

 

> Auf 1898 m ü. M. erklärt eine gelbe Metalltafel am Gipfel des Stanserhorns: „Ort der Kraft. 22 000 Bovis Einheiten. Analyse von: Blanche Merz, Geobiologin.“ Die Bestimmung geheimnisvoll wirkender Punkte im Raum machte Blanche Merz bekannt. Mit 65 Jahren publizierte sie im Selbstverlag 1984 „Orte der Kraft. Wenig bekannte kosmo-terrestrische Energien“. Vier Jahre später verbreitete der inzwischen untergegangene Harold-Verlag München: „Die Seele des Ortes. Deren Wirkkraft auf unsere vier Körper.“ Heute steht über die „Pionierin“ in Wikipedia die „Kurzbeschreibung: Schweizer Politikerin und Pseudowissenschaftlerin.“ <

 

Der Vater erzielte das Einkommen mit dem Druck von Kunstlithographien. Als der Markt im Gefolge der Weltwirtschaftskrise zusammenbrach, zog er mit der Familie nach Suhr AG. Dort ging Blanche jetzt zur Schule. Sie hatte gewaltig umzulernen. Am neuen Ort musste sie die deutsche, nicht mehr die französische Schrift lesen und schreiben. Und natürlich deutsch verstehen und reden – im Unterricht. Ausserhalb der Schule aber: Dialekt.

 

Als welsche Zugezogene wurde Blanche von den einheimischen Kindern geplagt. Auf dem Schulweg riefen sie ihr Spottverse nach und schmissen mit Steinen auf sie. Als sie ums Haar ein Auge verloren hätte, sorgte die Lehrerin dafür, dass ein Polizist das Mädchen zum Unterricht begleitete. Im Film der „Plans Fixes“, gedreht im Jahr 2000, spricht die 81-Jährige immer noch mit Empörung vom Dünkel der Deutschschweizer – eine Erfahrung, die der spätere Lausanner Medizinprofessor > Alfredo Vannotti in seinen Zürcher Ausbildungsjahren ebenfalls geteilt hat.

 

Trotzdem schrieb sich Blanche an der ETH Zürich fürs Bauingenieurwesen ein. Es ging um Selbstbehauptung: Als sie sich an der Schule für Geometrie zu interessieren begann, sagte man ihr, das sei nichts für Mädchen. Jetzt aber machte sie nicht nur einen ingenieurwissenschaftlichen Abschluss, sondern heiratete auch einen Kommilitonen derselben Disziplin. Mit ihm zusammen betrieb sie in der Folge 25 Jahre lang ein Bauingenieurbüro in Lausanne. Daneben brachte das Paar drei Kinder zur Welt.

 

Spezialität des Büros war die Trinkwassererschliessung für Gemeinden. Blanche hatte nämlich eine besondere Fähigkeit: Sie spürte die Wasseradern. Diese Erkenntnis ging ihr in Venedig auf. Dort verstand sie plötzlich, warum sie an bestimmten Orten ein Kribbeln in den Füssen empfand. Daraufhin lernte sie in Madagaskar von den Indigenen, wie sich das Phänomen für die praktische Verwendung nutzbar machen lasse.

 

Nun begann sich Blanche Merz für alle Kraftlinien zu interessieren, welche die Physik nicht messen kann, obwohl sie bei Menschen mit besonderer Begabung Rute und Pendel zum Ausschlagen bringen. Zusammen mit Gleichgesinnten setzte sich die „Pionierin“ für die Verbreitung der Botschaft ein, dass es Orte gebe, welche den Lebewesen Kraft und Gesundheit geben, während andere sie schwächen und krank machen.

 

In Gränichen, zwei Kilometer neben Suhr, wo Blanche Merz aufgewachsen ist, verbreitet heute der selbsternannte „Energie-Architekt“ Jörg-Philipp Zaugg diese Ansicht auf der Homepage seiner „EnergieWerkstatt“:

 

Wie wir einen Ort wahrnehmen, hängt sehr grundlegend von den vorherrschenden Energien ab. Jeder Mensch hat die Fähigkeit, diese wahrzunehmen, weil unser Körper zahlreiche „Antennen“ dafür hat. Ebenso die Tiere und Pflanzen, welche mit Hilfe dieser Antennen dazu fähig sind, berührungslos miteinander zu kommunizieren oder sich über Wüsten und Meeren zielsicher zu orientieren. Da die meisten Menschen in unserem Kulturkreis diese Wahrnehmung nicht mehr üben und derselben auch keinen Wert beimessen, haben wir schlichtweg verlernt, die nach wie vor auf uns wirkenden energetischen Einflüsse einzuordnen. Doch dass es Orte oder Situationen gibt, an denen wir uns unwohl fühlen oder sogar Angst empfinden, ein Haus auf uns unheimlich wirkt oder in einem Park eine freudige Atmosphäre herrscht, ist nicht einfach Zufall.

 

Ein berühmtes Zitat des genialen Forschers und Erfinders Nikola Tesla lautet:

 

Möchtest du die Geheimnisse des Universums erfahren, denke in den Begriffen Energie, Frequenz und Schwingung.

 

Und genau dies werden wir gemeinsam tun, wenn Du mich einlädst, einen Ort zu analysieren. Sei es, damit die Tiere sich in ihrem Stall wohler fühlen oder wieder gerne auf eine zuvor ungern betretene oder gar gemiedene Weide gehen, um den idealen Standort für einen Bienenstock zu finden, einem kranken Baum zu helfen, besseres Gemüse zu ziehen oder einfach einen Lieblingsplatz zum Verweilen zu schaffen:

 

Mit Hilfsmitteln wie Orgoniten, Mineralien, Power-Towers, aber auch mit mentalen, geistigen Techniken unseres Bewusstseins, sowie in Zusammenarbeit mit den lokalen Naturwesen, machen wir Energie-Architektur; beeinflussen die Energien auf positive Weise, etablieren Wohlbefinden für Mensch und Tier, regen Pflanzen zu verstärktem und gesünderem Wachstum an und mindern oder relativieren den Einfluss von Störfaktoren.

 

Eine von Zauggs Lehrerinnen, Dozentin für Baugeschichte an der Berner Fachhochschule, aufgeschlossen für alles Okkulte (Hobby: „schamanisches Trommeln“) schlief in ihrer neuen Berner Wohnung so schlecht, dass sie auf den Gedanken kam, die Störungsursache esoterisch abklären zu lassen. Ein Feng-Shui-Berater kam vorbei und schlug die Hände über dem Kopf zusammen: „Alles ganz falsch!“, rief er entsetzt. Die Lösung könne nur durch radikale Ummöblierung aller Zimmer gewonnen werden.

 

Aber bevor sie die Gewaltmassnahme angriff, holte die promovierte Historikerin noch ein Zweitgutachten ein und liess die Wohnung auspendeln. Der Rutengänger schlug ebenfalls die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Alles ganz falsch!“ Doch zur Verbesserung empfahl er das genaue Gegenteil des Feng-Shui-Experten.

 

„Ach, dieser ganze Aufwand ist doch hinausgeschmissenes Geld!“, lachte der Professor für Baustatik. „Wenn ich wissen will, was ein guter Ort ist, brauche ich nur zu schauen, wo sich meine Katze zusammenrollt.“ „Falsch!“, entgegnete die Baugeschichtsdozentin: „Nach altem Wissen ist die Katze ein Liebling des Teufels. Dort, wo sie sich wohl fühlt, kreuzen sich die negativen Energien.“ „Na dann, was machst du jetzt?“, fragte der Kulturwissenschafter. Die Geplagte: „Ich suche eine neue Wohnung und ziehe um.“

 

Vielleicht hätten ihr die „energetischen Helfer“ aus der „EnergieWerkstatt“ von Jörg-Philipp Zaugg helfen können. Im Shop bietet er an:

 

Objekte, die nicht nur schön sind, sondern auch positiv auf Deine Umgebung einwirken. Unterstützende Energien für Dich, Deine Tiere und Pflanzen. Sämtlich handgemacht in Gränichen.

 

Zur Zeit aber kommt man leider nicht an die heilenden Gegenstände heran:

 

Der Onlineshop wird im April aufgeschaltet.

 

Schau doch wieder vorbei!

 

Also warten wir’s ab.

 

Anderthalb Jahre nach der Aufnahme für die „Plans Fixes“ verschied Blanche Merz im Alter von 82 Jahren. Die Esoterik aber blüht weiter. – Zu diesem Thema notierte sich Georg Christoph Lichtenberg, 1742–1799, weiland Professor der Physik an der Universität Göttingen:

 

Wenn ich sage, halte deine Zähne rein und spüle den Mund alle Morgen aus, das wird nicht so leicht gehalten, als wenn ich sage, nehme die beiden Mittelfinger dazu und zwar über das Kreuz. Des Menschen Hang zum Mystischen. Man nütze ihn.

 

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